Mittwoch, 12. Januar 2011

Bewerbungsfotos ganz einfach.


Ich wurde letztes Wochenende von Elli und Jo gebucht, um von ihnen beiden Bewerbungsfotos zu machen. Jo ist angehender Jurist und Elli frischgebackene Sozialwirtin.
Da Bewerbungsfotos meist einen relativ kleinen technischen Aufwand benötigen, habe ich mich dazu entschieden mit wenig Hilfsmitteln die Bilder bei denen beiden zu Hause zu machen.

Ergebnis sollte ein qualitativ hochwertiges und seriöses Bewerbungsbild sein, mit dem sich die beiden jeweils in ihrer Branche bewerben können. Das ist uns gelungen, wie man hier sehen kann.

Wichtig bei Bewerbungsshootings ist mir (wie bei allen anderen Shootings auch) eine persönliche und entspannte Atmosphäre. Da Bewerbungsfotos für die meisten Fotostudios kein lukratives Geschäft sind, wird der Aufwand (die Zeit) immer recht klein gehalten. Ein einziges Foto wird geschossen, schnell automatisierte Bearbeitung, fertig.

Diese Vorgehensweise ist sicherlich wirtschaftlich, birgt aber eine Menge Probleme. Fragen wir uns zunächst: was erwarten wir von einem guten Bewerbungsfoto?
  1. Das Foto soll uns freundlich, aber seriös porträtieren.
  2. Das Foto muss technisch einwandfrei sein.
  3. Wir wollen keinen einzigen Kompromiss tolerieren müssen, denn wir benötigen für die Bewerbung all unser Selbstbewusstsein. Kurzum: wir wollen total zufrieden sein, mit dem Ergebnis!
  4. So kann das Foto im Idealfall auch noch eine Stütze für unser positives Auftreten beim Bewerbungsgespräch sein.
Diese Punkte sind für Fotografen und Porträtierten mit Arbeit verbunden und sicherlich nicht mit einem einzigen Foto realisierbar.
Zunächst muss der Fotograf den Porträtierten "lockerfotografieren", damit er sein Fotolächeln ablegt. Danach erst kann man mit der Seriosität beginnen und es benötigt mehr, als nur eine aufrechte Pose und einen Anzug samt Krawatte, um aus diesen Aspekten ein wirklich gutes Bewerbungsfoto zu formen.

Das allerwichtigste aber ist, dass der Porträtierte voll und ganz mit den Bildern zufrieden ist.
Ist er das nicht, wird er nach Hause gehen und das Ergebnis vor sich und seinen Freunden unter Umständen rechtfertigen. "Das ging alles total schnell." - "So sehe ich ja eigentlich garnicht aus." - "Naja, für die eine Bewerbung reicht es." sind nur einige Sätze, die immer wieder fallen. Doch warum werden diese offensichtlich schlechten Bilder, die einem gar nicht gefallen und nicht den uns wichtigen, oben aufgeführten Punkten entsprechen, trotzdem immer wieder auf eine wichtige Bewerbungsunterlage geklebt?

Ganz einfach:

Das Bild ist technisch gut und es reicht für eine Bewerbung.

Ausserdem tut die Atmosphäre beim Fotografen ihr Übriges. Wir sagen uns: das war ein Fotograf mit richtigem Fotostudio. Wenn der uns so sieht, wird das seine Richtigkeit haben.

Dass es auch viel besser geht, und das ganz ohne Fotostudio und großen Aufwand, zeigen die Bilder von Elli und Jo!


Die nebenstehende Skizze zeigt, wie wir fotografiert haben.
Zunächst haben wir das Schlafzimmer mit seiner langen weissen Wand als Ort Geschehens ausgesucht. Ein bisschen räumen mussten wir schon: so wanderte der Schreibtisch von der Wand nach links, worauf ich den ersten Blitz (einen SB 800 Aufsteckblitz von Nikon) postierte. Er zeigte nach hinten gegen die rückseitige Wand und sollte eine große weiße Fläche erzeugen. Elli und Jo saßen dann etwa einen halben Meter von der Wand entfernt auf einem Stuhl. Hinter dem Stuhl auf dem Boden stand dann mein zweiter Blitz (ein SB 600) und erhellte die Wand. Die beiden Blitze wurden durch den internen Systemblitz der D700 gezündet. Dieser Blitz hatte sonst keine Funktion; will sagen: die Blitzleistung war volle drei Blenden reduziert. Auf der Kamera selber war ein 70-200 2.8 VR IF ED und der Abstand zwischen Motiv und der Kamera betrug etwa 120 cm. Die Bilder sind bei etwa 75 mm und einer Blende von f11 entstanden. Zunächst musste ich die Blitze immer wieder ausrichten und ein wenig probieren, aber nach kurzer Zeit hatten wir das richtige Setup gefunden und konnten loslegen. Da der 1. Blitz nach hinten fotografierte und die Blende mit f11 sehr klein war, gab er immer die volle Leistung ab. Um dem entgegenzuwirken stellte ich den ISO Wert der Kamera ein wenig hoch auf ISO 400. Bei einer Kamera wie der D700 wären auch Werte um die 800 kein Problem, aber zur Unterstützung des Blitzes reichte 400 vollkommen aus und ausserdem wollte ich natürlich so viele Farben wie möglich erhalten.

Insgesamt hat das Shooting 90 Minuten gedauert. Für zwei Bewerbungsfotos sicherlich ein hoher Aufwand, der sich aber ohne Frage gelohnt hat. Im Studio mit vorgefertigtem Setup und Photoshop Automationen liessen sich diese Bilder technisch sicherlich in einem Bruchteil dieser Zeit realisieren, aber die Begeisterung von Elli und Jo ist etwas, das durch die persönliche Zusammenarbeit entstanden ist und die Qualität am Ende unterstreicht.

Auf deren Bewerbung wird nun ein Foto zu sehen sein, hinter dem sie voll und ganz stehen.


Danke ihr beiden :)


@lex